Migration in Mittelamerika
Migration in MittelamerikaAuf der Flucht vor Gewalt und Perspektivlosigkeit
Übersicht Warum migrieren Menschen aus Mittelamerika in den Norden und welche Risiken gehen sie für die Hoffnung auf ein besseres Leben ein? In Erfahrungsberichten und Videos schildern Betroffene ihre Situation. Die Romero Initiative (CIR) zeigt auf, wie ihre Partnerorganisationen vor Ort helfen.
Migrationskarawanen ziehen in die USA
Migrationskarawanen ziehen in die USA
Nach Angaben des Amtes für Zoll und Grenzschutz der USA wurden allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 insgesamt 542.009 Menschen verhaftet, nachdem sie die Grenze in die USA überschritten hatten – die Höchstzahl der letzten 20 Jahre.
Migration ist kein neues Phänomen in Mittelamerika. Schon seit Jahrzehnten migrieren Menschen aus dieser Region in die USA. Schätzungen aus dem Jahr 2019 gehen davon aus, dass ca. die Hälfte der 3,5 Millionen in den USA lebenden mittelamerikanischen Migrant*innen schon vor dem Jahr 2000 dort lebten. Seit 2018 haben Migrationskarawanen allerdings hinsichtlich ihrer Größe und Häufigkeit zugenommen.
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Die Pastoral de Movilidad Humana, eine Partnerorganisation der CIR in Guatemala, berichtet:Wer migriert?
Ursachen der Migration: Auf der Flucht vor vielen Krisen
Ursachen der Migration
Ursachen der Migration
Auf der Flucht vor vielen Krisen
Aktuell befindet sich Mittelamerika in einer multiplen Krise:
Die meisten Menschen migrieren aufgrund prekärer Lebensbedingungen, ökonomischer Armut und Perspektivlosigkeit. Hinzu kommen hohe Gewalt- und Mordraten, unter anderem aufgrund von organisierter Kriminalität und Bandenkriminalität.
Maria Rodriguezberichtet von ihrer Motivation, Honduras zu verlassen.
Politische Verfolgung als Migrationsursache
Politische Verfolgung als Migrationsursache
Ein weiteres Problem ist die grassierende Korruption in den Ländern Mittelamerikas, die vielen Menschen den Zugang zu Bildung oder Gesundheit erschwert.
Klimaerhitzung als Migrationsursache
Klimaerhitzung als Migrationsursache
Laut Internal Displacement Monitoring Center wurden zwischen 2008 und 2020 in Guatemala, El Salvador und Honduras mehr als 1,2 Millionen Binnenmigrant*innen aufgrund von Naturkatastrophen registriert, von denen 92 Prozent auf klimabedingte Naturkatastrophen (bspw. Tropenstürme, Überschwemmungen, extreme Temperaturen) zurückzuführen sind. Allein für das Jahr 2020, in dem die Tropenstürme Eta und Iota die Region heimsuchten, schätzt die Organisation die Zahl der Migrant*innen auf über 600.000.
Auch für die internationale Migration haben Naturkatastrophen eine zunehmende Bedeutung. So hat die Pastoral de Movilidad Humana, eine Partnerorganisation der CIR, durch Interviews mit Migrant*innen zwischen 2016 und 2021 festgestellt, dass in den Jahren 2020 und 2021 über acht Prozent der Migrant*innen aufgrund von Naturkatastrophen migrierten, während der Anteil in den Jahren zuvor stets unter einem Prozent lag.
Risiken der Migration
Migration als letzter Ausweg?
Migration als letzter Ausweg?
Der Weg in eine (vermeintlich) neue Heimat bietet also eine große Chance für viele Menschen, beispielsweise die Kosten für Bildung oder medizinische Versorgung ihrer Familien in der Heimat zu tragen. Gleichzeitig birgt sie für die Migrant*innen, die vor Armut und Gewalt aus ihren Heimatländern fliehen, viele Risiken.
Dr. Alfredo Bedregal (Pastoral de Movilidad Humana) zu denRisiken der Migration
Migrant*innen in Lebensgefahr
Migrant*innen in Lebensgefahr
Im Juni 2021 wurden die Leichen von 43 Migrant*innen in der Sonoran-Wüste, an der Grenze zwischen Arizona und Mexiko, gefunden. Laut der Organisation Humane Borders haben bis November 2021 mindestens 3.790 Migrant*innen ihr Leben bei dem Versuch verloren, die Wüste zu durchqueren.
Im Dezember 2021 kamen bei einem schweren Verkehrsunfall in Chiapas (Mexiko) 55 Migrant*innen ums Leben und über 100 wurden teils schwer verletzt. Sie befanden sich auf einem völlig überladenen Sattelschlepper, der sich überschlug und gegen eine Brücke prallte. Die Menschen stammten vorrangig aus Guatemala, aber auch aus Honduras, Nicaragua und El Salvador.
Ein besonders entsetzliches Beispiel für die Gewalt an Migrant*innen lieferte der Fund von 19 Leichen im Januar 2021 in einem ausgebrannten Geländewagen im Nordosten Mexikos. Es handelte sich vor allem um Menschen aus Guatemala, die auf dem Weg in die USA waren und ermordet wurden. Kurz darauf wurden zwölf Polizist*innen unter Mordverdacht festgenommen. Dies ist auch einer der Gründe dafür, dass Migrant*innen sich in Form von Karawanen zusammenschließen: Von der großen Gruppe erhoffen sie sich Schutz vor ebensolchen Übergriffen, die oftmals auch von offiziellen Stellen und Behörden wie Militär und Polizei ausgehen.
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Ein Erfahrungsbericht über dieRisiken der Migration
Carolina Vasquezaus El Salvador berichtet von ihren Fluchterfahrungen
Die Migrationspolitik in der Region (als Audiokommentar)
Migrationspolitik: Abschreckung statt Bekämpfung der UrsachenKommentar von CIR-Referent Thorsten Moll
Die Arbeit der Zivilgesellschaft in Mittelamerika
Zum AnfangPadre Juan Luis Carbajal Tejeda erzählt von der Arbeit derPastoral de Movilidad Humana
Ein Erfahrungsbericht über den Wunsch nach Heimat
Impressum
Die Missachtung von Menschenrechten und des Rechts, nicht migrieren zu müssen, muss ein Ende haben.
Die Missachtung von Menschenrechten und des Rechts, nicht migrieren zu müssen, muss ein Ende haben.
Impressum
Gestaltung der Seite: Franziska Menge
Video: Pastoral de Movilidad Humana
Fotos: Adobe Stock, Carolina Vásquez (privat), ERIC, Pastoral de Movilidad Humana, UNES, Wotancito 1, Wotancito 2
Musik: Audiohub/Nikolas Weber/Against the clock
Videobearbeitung und -schnitt: David Nacke
Deutsche Synchronstimmen: Dominik Groß, Celia Meienburg, Thorsten Moll, Christian Wimberger
Übersetzung: Romero Initiative
V.i.S.d.P. Thorsten Moll / Christliche Initiative Romero e.V.
Wir danken den Interviewpartner*innen Carolina Vasquez und Maria Rodriguez.
Quellen
https://www.boell.de/de/2018/10/31/was-sagt-uns-die-karawane-honduranischer-migrantinnen-und-migrant...
https://www.migrationpolicy.org/article/inmigrantes-centroamericanos-en-los-estados-unidos-2017
https://rosanjose.iom.int/es/movimientos-migratorios-masivos-en-el-norte-de-centroamerica
https://www.bpb.de/themen/kriege-konflikte/dossier-kriege-konflikte/331270/mittelamerika-regionale-ansaetze-der-konfliktbearbeitung-und-loesung/
https://otrasmiradas.info/los-nuevos-caminos-de-la-migracion-centroamericana/
https://www.theguardian.com/us-news/2021/jul/12/us-immigration-bodies-heat-arizona
https://humaneborders.org/
https://www.humanrightsfirst.org/resource/i-m-prisoner-here-biden-administration-policies-lock-asylum-seekers
La Prensa Gráfica, 22.04.22. Primeros tres meses del 2022 con más migrantes detenidos en 20 años