Guatemalas Palmöl-BoomEine Industrie frisst sich ins Land
Ein hoher Preis für billiges Öl
Um die ungeheure Nachfrage nach dem billigen Rohstoff zu stillen, sucht die Industrie ständig neue Flächen. Mittlerweile besonders im Blickfeld: Mittelamerika. Palmölunternehmen haben die Region zur Wachstumszone erklärt und wittern das große Geschäft. Überall schießen Plantagen aus dem Boden.
Die angrenzenden Gemeinden bekommen die fatalen Auswirkungen bereits heute zu spüren. So auch entlang des Unterlaufs des Río Chixoy, dem »schwarzen Fluss«. Hier, an der Grenze zu Mexiko, drängen die Ölpalmen immer weiter vor. Doch es formiert sich Widerstand in der Bevölkerung. Wir sprachen mit den Menschen vor Ort.
Der Palmöl-Boom in Guatemala
📍 SonoraElsa Kej– Menschenrechtsverteidigerin
📍 Sonora Elsa Kej "Im Globalen Norden bringt Palmöl viel Geld ein. Hier bringt es Menschen um."
📍 Sonora Elsa Kej "Im Globalen Norden bringt Palmöl viel Geld ein. Hier bringt es Menschen um."
Heute bestimmen Ölpalmen das Landschaftsbild rund um Sonora, die »Milpa« hat kaum noch Platz. "Mit den Palmen kamen die Probleme", berichten die Menschen. Der enorme Durst der Plantagenpflanzen ist ein Problem: Er sorgt für trockene Brunnen und zwingt die Bewohner*innen Sonoras zu meilenweiten Märschen zur nächsten Wasserstelle. Vor allem in niederschlagsarmen Jahren können ihre Pflanzen nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden. Missernten und ein Mangel an Lebensmitteln sind die Folgen.
Dass Ölpalmen nachhaltig angebaut werden können oder eine friedliche Koexistenz mit ihnen möglich ist, glauben die Wenigsten hier. Deshalb hat die Gemeinde damit begonnen, den Widerstand gegen die großen Palmölunternehmen zu organisieren.
Ein verheerendes Ereignis ganz in der Nähe hat ihnen besonders vor Augen geführt, welche Bedrohungen von den Plantagen ausgehen.
Der Ökozid
📍 El ChorroRemigio Caal Caal"Das Gift ist immer noch im Fluss"
📍 El Chorro Remigio Caal Caal– Menschenrechtsverteidiger
Pestizide, Palmöl und falsche Nachhaltigkeit
Kein Palmöl ohne Gift
Warum Palmölplantagen auf Pestizide angewiesen sind und weshalb “nachhaltiges Palmöl” meist ein leeres Versprechen bleibt, erläutert CIR-Referent Dominik Groß.
Landnahme und Arbeitsrechte
Die Strategie der »systematischen Enteignung«
Der mühsame Kampf gegen die Palmöl-Unternehmen
Es ist jedoch nicht einfach, langfristig gegen die mächtigen Plantagenbetreiber*innen zu bestehen.
Auf zivilgesellschaftliches Engagement und Widerstand aus den Gemeinden reagieren die Unternehmen allergisch. Sie schicken private Sicherheitsdienste oder decken die Aktivist*innen mit Gerichtsprozessen ein: Sieben Personen aus Santa Elena, der Gemeinde von Ramiro Yat, wurden in den vergangenen Jahren angeklagt. Vier von ihnen sind zu mehrjährigen Haftstrafen auf Bewährung verurteilt worden. In Elsa Kejs Dorf Sonora trug die Gemeinde Probleme zusammen, die durch den ansässigen Plantagenbetreiber Palmas del Ixcán verursacht werden. Die Liste der Verfehlungen ist lang: Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung, systematische Enteignungen. Danach reichte das Unternehmen Klagen gegen die lokalen Behörden ein. Die Palmölunternehmen senden durch ihr hartes Vorgehen eine eindeutige Botschaft: Versucht erst gar nicht, euch zu wehren, denn wir haben die Macht. Tatsächlich haben in Guatemala wirtschaftliche Eliten enormen Einfluss auf den Staat und dessen Institutionen. Das erklärt, weshalb der Staat dem Treiben der Konzerne weitgehend tatenlos zuschaut, während er seine Zähne zeigt, sobald es um die lokale Bevölkerung geht.
Leider bleibt es nicht bei Klassenjustiz, es kommt auch immer wieder zu offener Gewalt: Rigoberto Lima Choc war einer der ersten Aktivist*innen, die die Verstrickungen des Palmöl-Unternehmens REPSA in das Massensterben im Río Pasíon öffentlich machten. Er ging auch juristisch gegen die Firma vor. Am Tag nach der Urteilsverkündung wurde er von Unbekannten auf offener Straße erschossen. Vor dem Gerichtsgebäude.
Verantwortung und Handlungsoptionen
Zum Anfang📍 DeutschlandAus Guatemala auch zu unsPalmöl steckt in vielen Produkten
Weniger ist mehr
Es ist ratsam, auf Palmölprodukte weitgehend zu verzichten. Nur wenige Zertifikate für Palmöl tragen das Attribut 'nachhaltig' zu Recht. Vertretbar sind zum Beispiel GEPA (fair+) oder "Hand in Hand" der Marke Rapunzel. Weitere Labels und unsere Bewertung dazu findest du im Labelchecker.
Doch Achtung: Auch alternative Fette und Öle - Stichwort "Rapsöl" - können problematisch sein. Deshalb: Geh am besten einen Schritt weiter und reduziere den Konsum von Pflanzenfetten insgesamt. Denn der Verbrauch steigt in Deutschland seit Jahren an. Laut Landwirtschaftsministerium allein für Lebensmittel um mehr als 50% jährlich seit 2007! Hinzu kommt der Verbrauch versteckter Öle: Ist der Laster, der deine Internet-Bestellung bringt, mit Biodiesel betankt? Dann wurde auch hier Ackerfläche für Ölpflanzen benötigt.
Sei dir bewusst, dass deine Macht als Konsument*in begrenzt ist. Die Hauptverantwortung für die Missstände tragen die Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auf Ausbeutung von Mensch und Natur basieren. Damit muss Schluss sein. Unternehmen müssen lernen, auf Palmölimporte zu verzichten. In Tank & Tierfutter etwa, hat Palmöl nichts zu suchen. Und auch im Supermarktregal müssen Palmöl und Pflanzenöle seltener werden. Dazu bedarf es klare Vorgaben von der Politik,